Der Stuttgarter Haus- und Grundbesitzerverein begrüßt und unterstützt die aktuelle Initiative von Stadtverwaltung und Gemeinderat, das Thema Nahversorgung systematisch anzugehen und konkrete Konzepte für Wohnquartiere zu entwickeln, in denen aktuell keine unmittelbare Lebensmittelversorgung mehr vorhanden ist. „Fußläufig erreichbare Lebensmittelläden sind in einer alternden Gesellschaft ein wichtiger Teil der Daseinsvorsorge und ein unverzichtbarer Beitrag zu städtischer Lebens- und Wohnqualität“, betont der Vereinsvorsitzende Dr. Klaus Lang.
Umso erfreulicher sei, dass Stadtverwaltung und Gemeinderat die erst Ende 2013 beschlossenen 25.000 Euro für ein Gutachten umgehend angelegt hätten und jetzt bereits erste Ergebnisse darüber, wo konkret Versorgungslücken bestehen, vorliegen. Dass demnach insgesamt 120.000 Stuttgarter keinen Lebensmittelladen mehr in fußläufiger Nähe zum Wohnort haben, sei alarmierend. „Wichtig ist deshalb, dass nun auch zeitnah Lösungsvorschläge für die ermittelten zwölf Quartiere, in denen die Versorgungslage als besonders kritisch eingestuft wird, erarbeitet werden“, fordert Vereinsvorsitzender Dr. Klaus Lang. Dabei wird das vom Gutachter in Abhängigkeit der Größe des zu versorgenden Gebiets vorgeschlagene abgestufte Vorgehen für positiv und sinnvoll erachtet.
Als mindestens so wichtig wie Nahversorgungslücken zu schließen erachtet es Haus & Grund aber auch, neue Ladenschließungen in schwach versorgten Gebieten abzuwenden. So würden bekanntlich die Bonus-Märkte in Sonnenberg und auf der Rohrer Höhe aktuell als sehr gefährdet eingestuft, was rasches Handeln erfordere. „Vorhandene Strukturen zu erhalten ist im Zweifel leichter und kostengünstiger, als später mühsam neue aufzubauen“, betont der Vereinsgeschäftsführer Ulrich Wecker. Der Verein Haus & Grund hat deshalb bereits vor wenigen Monaten auf die drohende Schließung von Bonus-Märkten wegen wegfallender Zuschüsse der Bundesagentur für Arbeit für dieses alternative Geschäftsmodell hingewiesen. So sei für den Markt auf der Rohrer Höhe das Fortbestehen derzeit nur noch befristet durch eine Stiftung gesichert. „Hilfreich könnte auch ein Erfahrungsaustausch mit anderen Kommunen sein, die für Bonus-Märkte bereits Miet- und Betriebskostenzuschüsse oder zinsgünstige Darlehen gewähren, um das Nahversorgungsangebot aufrecht zu erhalten“, so Dr. Klaus Lang. Zumal das Angebot nicht in Konkurrenz zum Markt trete, sondern lediglich eine vom Markt hinterlassene Lücke schließe. Anders als der Stadtkämmerer, der jede Art der finanziellen Unterstützung ablehnt, soll daher nach Auffassung der Vereinsführung, zumindest befristete Anschubfinanzierungen, die Übernahme von Mietkautionen oder Bürgschaften durch die Stadt wohlwollend erwogen werden. „Dies kollidiert auch nicht mit Subventionsfragen, da wo keine Markt besteht, ein solcher auch nicht verzerrt werden kann“, so Geschäftsführer Ulrich Wecker.
Apropos Markt: Nach Ansicht von Haus & Grund gibt das Nahversorgungsproblem auch Anlass, bei der Ansiedlung von großen Supermärkten und Discounterfilialen in Zukunft genauer hinzuschauen. „Wenigstens auf Arealen oder in Objekten, die der Stadt gehören, sollte man sich künftig vorher Gedanken darüber machen, ob mit der Neuansiedlung nicht einem Verdrängungswettbewerb Vorschub geleistet wird, der am Schluss die kleinräumige Nahversorgung gefährden könnte“, gibt der Vereinsgeschäftsführer Ulrich Wecker zu bedenken.
Darüber hinaus, so Dr. Lang und Wecker, müsse auch über alternative kleinräumige Versorgungskonzepte nachgedacht werden. Zunächst: Wenn die Menschen nicht zum Einzelhändler kommen können, muss er etwa durch mobile Verkaufswägen zu ihnen fahren, was durch das bereits bestehende Stadtteilmanagement begleitet werden kann. Zum weiteren: Wenn schon die Ansiedlung eines Kleinladens nicht wirtschaftlich ist, muss zumindest untersucht werden, ob das unterversorgte Wohngebiet nicht etwa durch einen kleinen Zubringerbus an Einkaufsstraßen angeschlossen werden kann, was zugleich hilft das Wohngebiet allgemein aufzuwerten. Ferner: Hilfe zur Selbsthilfe, etwa in Form von Genossenschaften kann ein erfolgsversprechender Weg sein. Solche Initiativen gilt es unterstützend und zu begleiten. Und schließlich: Ohne permanent nachfragende Kaufkraft wird es auf Dauer keinen lokalen Versorger geben. Haus & Grund appelliert deswegen an Eigentümer und Mieter gleichermaßen, bestehende Nahversorger zu nutzen und durch Einkäufe deren Überleben zu sichern. Neben der Versorgung sind sie auch sozialer Treffpunkt und damit für eine funktionierende Nachbarschaft und ein wertiges Wohngebiet unerlässlich.
gez. GF Wecker
Stuttgarter Haus- und
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