Nach den Wahlen zum Europaparlament und in der Ukraine hat der Dax am Montag ein Rekordhoch markiert. Tatsächlich seien die Wahlergebnisse vom Wochenende aber kein Grund zum Jubeln, warnte ein Marktexperte. Eine solche Reaktion sei nicht gerechtfertigt. Im Schlusshandel stieg der deutsche Leitindex bis auf 9893 Punkte, den höchsten Stand in seiner Geschichte. Letztlich gewann er 1,28 Prozent auf 9892,82 Punkte. Für den MDax ging es um 1,07 Prozent auf 16 794,22 Punkte nach oben. Der TecDax stieg um 1,61 Prozent auf 1277,65 Punkte.
Nach der kurzen Freude beim letzten Rekordstand Mitte Mai trauen Analysten dem Dax nun einen nachhaltigeren Aufwärtstrend zu. Kornelius Barczynski vom Brokerhaus GKFX hält sogar binnen Wochenfrist den Sprung über die 10 000-Punkte-Marke für möglich, nachdem EZB-Chef Mario Draghi erneut Hoffnungen auf weiter sinkende Zinsen und ein Anleihe-Kaufprogramm geschürt hatte. Experten sprachen von einem ruhigen Handel, da die Aktienmärkte in Großbritannien und den USA wegen Feiertagen geschlossen blieben.
Jens Klatt, Chefanalyst von DailyFX, sprach mit Blick auf die Wahlen von einer kurzfristigen Erleichterung, rechnete aber mit einer zunehmenden Zurückhaltung der Anleger. Er bezog sich dabei unter anderem auf den Rechtsruck in Europa, das anti-europäische Votum der Briten und die noch unklaren Mehrheiten im Europaparlament.
«So dürfte es in Zukunft um einiges schwerer werden, die Krisenländer der Eurozone zu mehr Haushaltsdisziplin zu bewegen, eine wirkliche Union Europas zu schaffen und damit das Vertrauen ausländischer Investoren in den Euro und die Eurozone wieder zu gewinnen beziehungsweise zu erhalten», schrieb Klatt. Zudem sah er auch nach der Wahl des Milliardärs Petro Poroschenko zum ukrainischen Präsidenten kein schwindendes Risiko weiterer militärischer Auseinandersetzungen zwischen Kiew und der Ostukraine.
Unter den Einzelwerten im Dax gab es keinen Verlierer. Die Aktien der Commerzbank eroberten mit einem Plus von mehr als drei Prozent die Index-Spitze und setzten ihre jüngste Erholung fort. Einem Pressebericht zufolge will der Bund seine Anteile an der Bank mindestens bis zum Jahr 2016 behalten.
Die Aktien der Autohersteller reagierten mit klaren Gewinnen auf einen Pressebericht über eine weltweit starke Pkw-Nachfrage. Für Daimler-Papiere ging es um mehr als zwei Prozent hoch. BMW-Titel und die Vorzugsaktien von Volkswagen verteuerten sich um 1,55 beziehungsweise 1,17 Prozent.
Die Lufthansa-Papiere stiegen um 2,77 Prozent. Im Tarifstreit mit den Piloten der Airline soll ein externer Vermittler helfen, den Konflikt zu lösen. Die Aktien des Konkurrenten Air Berlin legten im SDax um 3,84 Prozent zu. Presseinformationen zufolge gibt es bei der angeschlagenen Gesellschaft Pläne für eine Aufteilung des Geschäfts.
Die wichtigsten europäischen Aktienindizes präsentierten sich einheitlich fest mit Gewinnen. Der EuroStoxx 50 stieg um 1,16 Prozent auf 3240,39 Punkte und damit auf den höchsten Stand seit 2008. Der CAC 40 in Paris rückte um 0,75 Prozent vor.
Am deutschen Rentenmarkt stagnierte die durchschnittliche Rendite börsennotierter Bundeswertpapiere bei 1,13 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,07 Prozent auf 135,73 Punkte. Der Bund-Future sank um 0,01 Prozent auf 146,02 Punkte. Der Kurs des Euro stieg. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,3635 (Freitag: 1,3630) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7334 (0,7337) Euro. (DPA)
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