Krankenkasse: Wende bei Zahl der Operationen im Südwesten

Mediziner und Krankenschwestern bei einer OP. Foto: Patrick Seeger/Archiv
Mediziner und Krankenschwestern bei einer OP. Foto: Patrick Seeger/Archiv

Nach der Diskussion über unnötige Operationen ist die Zahl der Eingriffe an den Südwest-Kliniken zurückgegangen. «Dass 2012 zum zweiten Mal in Folge die Zahl der stationären Eingriffe gesunken ist, ist eine gute Nachricht für die Menschen und die Krankenkassen im Land», sagte der Chef der Techniker Krankenkasse, Andreas Vogt, der Nachrichtenagentur dpa in Stuttgart. Er bezieht sich auf Zahlen des Statistischen Landesamtes.

Im vorvergangenem Jahr war die OP-Zahl um 1,5 Prozent auf 666 400 gesunken. Im Jahr 2010 hatte der Wert einen Höchststand von 701 000 erreicht. Die Aufmerksamkeit der Patienten sei ein Grund, die Tatsache, dass viele Krankenhäuser an ihre Kapazitätsgrenzen gelangt seien, ein weiterer. Somit gebe es weder Anreize noch Möglichkeiten für Mengensteigerungen. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums liegt Baden-Württemberg bei planbaren Operationen bundesweit am unteren Ende. Erfreulich sei, dass sich der Trend weiter fortsetze.

 

Laut Vogt war in den Jahren zuvor ein deutlicher Anstieg vor allem bei Gelenkersatzoperationen, etwa an Hüften und Knien sowie bei Rückenoperationen zu beobachten. So wurden 2012 knapp 17 800 künstliche Hüftgelenke implantiert, im Jahr zuvor waren es noch fast 19 700, wie aus Zahlen der Geschäftsstelle Qualitätssicherung im Krankenhaus (GeQiK) bei der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft hervorgeht. Auch bei den riskanten Rückenoperationen zeichnet sich die rückläufige Tendenz ab. Seien im Jahr 2005 noch 10 000 gezählt worden, habe sich der Wert bis zum Jahr 2011 weit mehr als verdoppelt, um im Jahr 2012 erstmals wieder zu sinken - auf 21 400.

 

Nicht nur die Alterung der Gesellschaft, sondern auch medizinische Möglichkeiten und das Bemühen der Kliniken um Auslastung hätten bislang die Zahl der OPs steigen lassen. Aus ökonomischen Gründen hätten die Klinikärzte die Notwendigkeit einer Operation weniger kritisch als noch fünf Jahre zuvor beurteilt.

 

Vor diesem Hintergrund rät Vogt Patienten, vor planbaren Operationen eine Zweitmeinung einzuholen. «Zu einem zweiten Arzt zu gehen und sich die Diagnose und Behandlungsmethode bestätigten zu lassen, ist keine schlechte Idee.» Die Kassen vergüteten dies.

 

Der Kassenchef beobachtet noch einen anderen Trend: Die Zahl der Patienten, die als Notfall in die Klinken im Land eingeliefert werden, steigt kontinuierlich. Waren es 2010 noch 725 000 Menschen, stieg ihre Zahl 2011 auf 770 000 und 2012 auf 815 000 - bei gleich bleibender Patientenzahl von rund zwei Millionen. Der Anteil der Notfälle betrage derzeit schon 40 Prozent, auch bedingt durch die älter werdende Bevölkerung.

 

Dafür sei eine schnelle und zuverlässige Grundversorgung auch im ländlichen Raum unerlässlich. Dennoch sei es sinnvoll, bestimmte planbare und spezialisierte Leistungen in Zentren zu bündeln. Sozialministerin Katrin Altpeter (SPD) sei in der Pflicht, sowohl solche Zentren als auch Anbieter der Grundversorgung im Landeskrankenhausplan zu definieren.

 

Das Gesundheitsministerium unterstrich, mit der Ausweisung von Fachgebieten und Behandlungsschwerpunkten werde die von der TK geforderte Konzentration bereits umgesetzt. Die durchgängige Aufteilung zwischen Grundversorgung und besonderen Behandlungszentren sei jedoch nicht immer möglich. Denn die einzelnen medizinischen Fachgebieten würden sich überschneiden, so etwa Chirurgie und Neurochirurgie.

 

Die Qualität der Versorgung sollte nach Einschätzung Vogts eine größere Rolle bei der Planung spielen. «Die Qualität der Krankenhäuser im Land ist überdurchschnittlich gut, aber es sind auch Qualitätsunterschiede erkennbar.» So schwanke der Anteil der Patienten, die nach einem Hirninfarkt eine Lungenentzündung erleiden, je nach Klinik zwischen null und 18 Prozent. In den meisten Kliniken müssten weniger als zwei Prozent der Patienten nach einer Hüftgelenks-OP aufgrund von Komplikationen erneut operiert werden. In einigen Häusern liegt dieser Anteil jedoch bei sechs Prozent.

 

Vogt: «Die Landeskrankenhausplanung sollte es ermöglichen, solche Abteilungen oder Kliniken zu schließen, wenn dauerhaft schlechte Werte sich nicht durch eine besondere Patientenstruktur oder sonstige Argumente begründen lassen.»

 

Das Ressort von Ministerin Altpeter betonte, die Qualität der Versorgung in einem Krankenhaus unterliege Schwankungen und stelle sich in aller Regel bezogen auf einzelne Diagnosen unterschiedlich dar. Der Nachweis einer durchgängig schlechten Qualität in einem Krankenhaus mit der Folge, diesem den Versorgungsauftrag zu entziehen, sei deshalb rechtlich schwer durchsetzbar. (DPA/LSW)

 

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