Verband: Nur noch 4500 Hausärzte bieten Vollversorgung

Der DHV-Landesvorsitzende Berthold Dietsche. Foto: Bernd Weißbrod/Archiv
Der DHV-Landesvorsitzende Berthold Dietsche. Foto: Bernd Weißbrod/Archiv

Höchstens noch 4000 bis 4500 Hausarzt-Praxen im Südwesten bieten nach Angaben des Deutschen Hausärzteverbandes eine Vollversorgung an. «Der Rest arbeitet Teilzeit oder hat sich spezialisiert», sagte der Landesvorsitzende Berthold Dietsche den «Stuttgarter Nachrichten» (Mittwoch). Demnach gibt es rund 7500 Hausärzte im Land. Die flächendeckende hausärztliche Versorgung sei damit nicht mehr gesichert.

 

«Die Versorgungskatastrophe in Baden-Württemberg ist bereits eingetreten», sagte Dietsche.

 

Die Kassenärztliche Vereinigung rechnet damit, dass in den nächsten vier bis fünf Jahren weitere 500 Praxen nicht wiederbesetzt werden können. Etwa 30 Prozent der Kollegen seien älter als 60 Jahre, sagte Dietsche. Nach wie vor ist das Problem dem Bericht zufolge auf dem Land gravierender. Doch auch in vielen Städten fehlten inzwischen Allgemeinmediziner.

 

Der Kampf gegen den Ärztemangel in ländlichen Gebieten macht erfinderisch. Um dagegen anzugehen, hat das Sozialministerium im Südwesten das Landärzteprogramm auf den Weg gebracht. Das bietet Ärzten eine finanzielle Förderung, wenn sie sich in Orten niederlassen, wo es einen Ärztemangel gibt oder sich ein solcher abzeichnet.

 

Seit dem Start des Programms vor zwei Jahren seien bis heute 32 Anträge von Medizinern bewilligt worden, sagte ein Sprecher des Ministeriums am Mittwoch. Die Förderung belaufe sich auf insgesamt 700 000 Euro. «Erfreulich ist, dass über 45 Prozent der Förderungen auf Ärztinnen entfallen», so der Sprecher. Das Programm ist mit knapp zwei Millionen Euro ausgestattet und soll zunächst bis Ende 2016 laufen.

 

Um Medizinstudenten für den Beruf zu gewinnen zu gewinnen, bieten die Techniker Krankenkasse (TK) in Baden-Württemberg und der Hausärzteverband im Sommer eine einwöchige «Hausarzt-Tour» durch einige Städte im Südwesten an. Angehende Mediziner sollen dabei mit Hausärzten ins Gespräch kommen und an Praxisführungen teilnehmen. (DPA/LSW)

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