
Der frisch gekürte SAP-Technikvorstand will das Kernprodukt des Softwarekonzerns drastisch vereinfachen und so neue Kunden werben. SAP wolle den «Monolith», der bei manchen Kunden installiert sei, in einzelne Elemente zerlegen, kündigte Technikvorstand Bernd Leukert am Dienstag an. Die sogenannte Business Suite von SAP bildet komplette Geschäftsprozesse ab - von der Lagerhaltung über Controlling bis hin zu Kundenmanagement und Materialbeschaffung.
Mit Hilfe der Technologie Hana könne SAP dieses Konstrukt nun in Einzelteile zerlegen. Diese sollen auch im Abo-Modell via Cloud Computing angeboten werden, erklärte ein Sprecher. Leukert drückte es so aus: Statt ein ganzes Haus zu wählen, könnten die Kunden es nun aus einzelnen Legosteine zusammenstellen. Dank der schlankeren Programme könnten Kunden ihre Betriebskosten senken. Auch die Preisliste werde entsprechend vereinfacht.
SAP-Co-Chef Bill McDermott hatte im Februar angekündigt, den Konzern schlanker aufzustellen. «Wir müssen einfacher werden», betonte er auch bei der Quartalsbilanz im April.
Leukert, der erst vergangene Woche die Nachfolge von Vishal Sikka angetreten hat, will auf diese Weise nicht nur den Absatz mit Abo-Modellen, sondern vor allem auch die superschnelle Datenbanktechnologie Hana ankurbeln. Die soll hinter den Programmen von SAP arbeiten und so neue Erlöse abwerfen. Zuletzt nutzten nur 3200 der rund 250 000 Kunden Hana - Umsatzzahlen veröffentlicht SAP nicht mehr. Welche Auswirkungen die schlankeren Programme auf die Marge von SAP haben könnten, ließ Leukert offen. Der Softwarekonzern hatte erst im Januar sein Gewinnziel auf 2017 verschoben. Dann soll die operative Marge bei 35 Prozent liegen.
Hana galt als wichtigstes Projekt des bisherigen Technikvorstands Vishal Sikka, der den Softwarekonzern erst vergangene Woche verließ. Sikka galt als Visionär im Unternehmen. Leukert beschreibt sich selbst als pragmatisch. Wie sehr er sich von seinem Vorgänger unterscheidet, machte er selbst deutlich: «Ich werde meinen Stil beibehalten», sagte er am Dienstag. Er wolle das Team stark machen. Ein einzelner Spieler könne seine Stärken einbringen, aber am Ende zähle die Teamleistung. Sikka galt im Unternehmen eher als Einzelkämpfer. (DPA)
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