
Der Essener Energieversorger RWE zieht sich aus dem geplanten Pumpspeicherkraftwerk Atdorf in Südbaden zurück. Eine entsprechende Vereinbarung über den Ausstieg aus dem gemeinsamen Vorhaben sei unterzeichnet worden, bestätigten am Mittwoch ein RWE-Sprecher sowie eine Sprecherin des Karlsruher Energiekonzerns EnBW. Darin sei festgelegt, dass das Genehmigungsverfahren künftig ohne RWE vorangetrieben wird.
Die EnBW hält hingegen an dem 1,6 Milliarden-Projekt fest.
«Wir haben einfach einen anderen Blick auf die momentane Situation» begründete RWE den Ausstieg. «Pumpspeicherkraftwerke rechnen sich nicht.» Schon lange war gemutmaßt worden, dass RWE aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr hinter Atdorf steht. «Die Entscheidung überrascht uns nicht», sagte die EnBW-Sprecherin. «Das stemmen wir jetzt alleine.»
Pumpspeicherkraftwerke blieben für die EnBW ein wichtiger Baustein in der Energiewende. Eine Investitionsentscheidung für Atdorf sei dies jedoch noch nicht.
RWE sowie EnBW sind Hauptaktionäre der Schluchseewerk AG, die Bauherrin von Atdorf ist. Die Finanzierung «bis zum rechtskräftigen Planfeststellungsbescheid» werde nun ohne RWE von den anderen Anteilseignern übernommen, teilte die Schluchseewerk AG mit.
Die beiden Energiekonzerne haben in das Projekt Atdorf schon zweistellige Millionen-Summen investiert: In Planung und Genehmigung flossen bislang rund 60 Millionen Euro. Durch den Atomausstieg und die Energiewende mit dem Boom von Erneuerbaren Energien und sinkenden Börsenpreisen für Strom sind die großen Versorger aber in schwierigem finanziellen Fahrwasser und unter wirtschaftlichem Druck.
Atdorf mit einer Leistung von 1400 Megawatt soll bis 2022 in Betrieb genommen werden. Die geplante Anlage von zwei insgesamt 110 Hektar großen Seen sowie einer 75 Meter hohe Staumauer aus Beton sorgt schon lange für Zoff in der Region: Kritiker lehnen das Großprojekt wegen der Eingriffe in die Natur ab.
Pumpspeicherwerke können überschüssige Energie aus Wind- und Sonnenkraft aufnehmen und in wind- und sonnenschwachen Zeiten wieder abgeben. Damit können sie die Lastschwankungen der witterungsabhängigen Energieträger ausgleichen. Derzeit rechnen sie sich aber nicht, weil der große Anteil von Solarstrom die Preise verdirbt. (DPA/LSW)
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