Mit einem langgezogenen «Yes» feierte Julia Görges ihren unerwarteten
Achtelfinal-Einzug beim Stuttgarter WTA-Turnier. An der Stätte des
bislang größten Triumphes ihrer wechselvollen Karriere setzte sich die Turniersiegerin von 2011 überraschend gegen die 67 Plätze besser eingestufte Rumänin Sorana Cirstea nach einer überzeugenden
Vorstellung 6:1, 7:5 durch.
«Das ist definitiv eine große Erleichterung für mich», sagte die 25-Jährige aus Bad Oldesloe. «Dieser Sieg war sehr wichtig für mich, ein Erfolg gegen eine Spielerin aus den Top 30 tut gut.» Im Kampf um den Einzug ins Viertelfinale trifft Görges nun auf die an Nummer neun gesetzte Ana Ivanovic. Die ehemalige Weltranglistenerste und frühere French-Open-Siegerin deklassierte Sabine Lisicki mit 6:1, 6:3.
Auf dem mittags noch etwas spärlich besetzten Centre Court landete nach 1:28 Stunden Spielzeit ein Return der Weltranglisten-27. Cirstea beim ersten Matchball im Aus - und die vom Fed Cup in Australien noch Jetlag-geplagte Görges blickte erleichtert und stolz zu ihrer Box mit Trainer Sascha Nensel und Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner.
Nach zahlreichen Rückschlägen und Verletzungen ist Görges in der Weltrangliste nur noch auf Platz 94 notiert. Sechs andere deutsche Spielerinnen liegen vor ihr, darunter Talente wie Annika Beck oder Dinah Pfizenmaier. Auch deshalb will Görges ihr selbst erklärtes «Seuchenjahr» 2013 so schnell wie möglich vergessen machen.
16 Auftakt-Niederlagen, ein Kapselanriss im Handgelenk und der Absturz in der unbarmherzigen Branchenwertung kennzeichneten die vergangene Saison der 1,80 Meter großen Athletin. «Es wird noch ein ganz, ganz langer Weg», sagte Görges bei der gut besuchten Pressekonferenz, formte mit ihren Fingern eine Null und sagte: «Andererseits habe ich in der zweiten Jahreshälfte genau so viele Punkte zu verteidigen, dann kann es schnell wieder nach oben gehen.»
Denn auch 2014 lief es bislang noch nicht wie gewünscht und erhofft. Die offizielle WTA-Statistik wies vor dem Spiel gegen Cirstea sieben Siege und sieben Niederlagen aus. In Pattaya stand Görges im Halbfinale, in Acapulco in der Runde der besten 16. Dagegen stehen ein Erstrunden-Aus in Charleston in diesem Monat, ein Scheitern in der Qualifikation von Miami oder ein Zweitrunden-Aus in Indian Wells.
«Das letzte Jahr war sehr, sehr schwierig. Aber ich arbeite jetzt umso mehr daran, dass es wieder in die andere Richtung geht. Bislang bin ich relativ zufrieden im Vergleich zum letzten Jahr», sagte Görges. Auch die Hallensprecherin musste bei der Präsentation der Protagonistinnen für das erste Match des Tages die Vergangenheit beschwören. «Wir erinnern uns...», sagte sie, als auf der Leinwand ein Bild von Görges' Triumph 2011 gezeigt wurde. Als bislang einzige Deutsche nach Anke Huber hat die Norddeutsche das prestigeträchtige Turnier in der Schwaben-Metropole gewonnen.
«Dieser Ort hier ist ein ganz besonderer für mich. Ich habe unglaubliche Erinnerungen daran. Es ist immer wieder toll, hierherzukommen», sagte die Schleswig-Holsteinerin, die in diesem Jahr nur dank einer Wildcard bei der Sandplatz-Veranstaltung dabei ist. Gegen Cirstea startete sie furios. Nach 24 Minuten entschied Görges den ersten Satz mit 6:1 für sich. Cirstea ließ sich an der Schulter behandeln und kehrte konzentrierter zurück. Dennoch glückte Görges das entscheidende Break zum 6:5, nervenstark beendete sie das Match und sagte auf dem Court: «Es ist ein schöner Druck hier.» (DPA)
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