Dänischer Zoo tötet seinen König der Löwen - Aufschrei im Netz

Auf sie mit Gebrüll: Der Tod von vier Löwen im Kopenhagener Zoo treibt Kritiker im Internet zur Weißglut. Foto: Mads Nissen
Auf sie mit Gebrüll: Der Tod von vier Löwen im Kopenhagener Zoo treibt Kritiker im Internet zur Weißglut. Foto: Mads Nissen

«Es nützt nichts, wenn wir unsere Welt zu einer Disneywelt machen», hatte der Direktor des Kopenhagener Zoos, Beng Holst, im Februar gesagt. Da war gerade ein Aufschrei um die Welt gegangen, weil der Zoo das Giraffenjunge Marius aus Platzmangel geschlachtet hatte. Jetzt bringt der dänische Tierpark seine Kritiker wieder zum Rasen.

Am Montag tötete der Zoo seinen König der Löwen - samt Partnerin und Nachwuchs. Und löste damit eine zweite Welle der Entrüstung aus. Eine Online-Petition im Internet unterschrieben bis Mittwochnachmittag mehr als 54 000 Menschen.

 

«Sagt dem Kopenhagener Zoo, dass er aufhören soll, gesunde Tiere zu töten!!», fordern die Unterzeichner. «Warum besuchen Menschen diesen abscheulichen Schlachthof?», fragt eine Facebook-Nutzerin in der Gruppe «Schließt den Kopenhagener Zoo». Hunderte kommentierten dort den Tod der vier Löwen. Der 16 Jahre alte Chef im Löwenkäfig, die 14-jährige Löwin und ihre beiden zehn Monate alten Jungen waren betäubt und mit einer Spritze getötet worden. Ohne ihre Eltern wären die Kleinen der Zoo-Leitung zufolge nicht überlebensfähig gewesen.

 

Mit dem «Generationswechsel» wollte der Zoo Platz für einen neuen Zuchtlöwen schaffen. Der soll nun mit den bald geschlechtsreifen Töchtern des getöteten Löwen für Nachwuchs sorgen. «Wenn der Zoo diesen Wechsel jetzt nicht vollzogen hätte, hätten wir riskiert, dass das alte Männchen sich mit diesen beiden Weibchen gepaart hätte», erklärte der Zoo am Mittwoch in einer Mitteilung.

 

Auch das Giraffenjunge Marius war geschlachtet worden, weil Inzucht drohte. Seine Tötung und Obduktion vor Kinderaugen hatte Mitte Februar weltweit Hysterie ausgelöst. Der Zoodirektor hatte sogar Morddrohungen erhalten, das Vorgehen aber immer verteidigt.

 

Die Kopenhagener scheuen die Konfrontation auch diesmal nicht: «Wir mussten das tun», sagte Zoo-Verwaltungsdirektor Steffen Stræde der Nachrichtenagentur dpa. «Und wir freuen uns darauf, mit Menschen darüber zu sprechen, wieso.» Man wolle sich der Kritik «offen und ehrlich» stellen und habe keine Angst vor einem neuen internationalen Aufschrei, sagte Stræde dpa.

 

Der Zoo tötet jedes Jahr etwa 20 bis 30 Tiere etwa aus Platzmangel oder Inzuchtgefahr, wenn für sie kein neues Zuhause gefunden werden kann. Dieses Vorgehen ist auch in anderen europäischen Tierparks üblich - doch mit der Tötung des Giraffenjungen hatten die Dänen offensichtlich einen Nerv bei Tierschützern getroffen. (DPA)

 

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