Geschichtsstunde mit George Clooney und Dominik Graf auf Berlinale

George Clooney und sein Team stellten den mit Spannung erwarteten Thriller «Monuments Men» vor. Foto: Tim Brakemeier
George Clooney und sein Team stellten den mit Spannung erwarteten Thriller «Monuments Men» vor. Foto: Tim Brakemeier

Er ist der Berlinale-Star mit den wohl meisten Fans: George Clooney, der seinen Geschichtsthriller «Monuments Men» zeigt - vom Publikum mit Spannung erwartet. Im Wettbewerb um den Goldenen Bären geht derweil der zweite deutsche Regisseur an den Start. Doppelte Geschichtsstunde auf der 64. Berlinale: 

Hollywoodstar George Clooney erzählte in seinem mit Spannung erwarteten Thriller «Monuments Men - Ungewöhnliche Helden» von der dramatischen Rettung und Rückgabe der von den Nazis verschleppten Kunstschätze. Der aktuelle Fall der Sammlung Gurlitt zeigt, dass dieses Kapitel deutscher Geschichte immer noch nicht vollständig aufgearbeitet ist. Mit Pathos und Patriotismus setzt Clooney in seinem außer Konkurrenz laufenden Werk den sogenannten Kunstschutz-Offizieren der Allierten ein Denkmal.

 

Der deutsche Regisseur Dominik Graf («Im Angesicht des Verbrechens») blickt ebenfalls in die deutsche Vergangenheit. Er versucht sein Glück im Rennen um den Goldenen Bären mit dem 170 Minuten langen Historiendrama «Die geliebten Schwestern» - einer Dreiecksgeschichte um die Liebe zweier adeliger Frauen zum Dichter Friedrich Schiller.

 

Zu der gegenwärtigen Debatte um die Gurlitt-Sammlung meinte Clooney: «Der Kunstfund war Wahnsinn». Die Rückgabe von Raubkunst sei eine Sache, die uns immer wieder beschäftigen werde. «Denn man wird weiterhin Kunst in Kellern finden, die den Menschen nicht gehört», so Clooney. «Ich wollte nicht unbedingt einen patriotischen Film machen, sondern vielmehr über Menschen, die etwas gewagt und zum ersten Mal getan haben - dieses Mal hat der Gewinner nicht alles behalten, sondern Dinge zurückgegeben.»

 

Clooney, Regisseur und Hauptdarsteller, erzählt ebenso wie Graf eine wahre Geschichte. Der US-Schauspieler verkörpert den Kunsthistoriker George Stout (im Film trägt er den Namen Frank Stokes), der gemeinsam mit einem von den Alliierten beauftragten Experten-Team hinter den feindlichen Linien agierte. Mehr als fünf Millionen Kunstwerke hatten die Nationalsozialisten im Zweiten Weltkrieg bei Raubzügen in ganz Europa aus Museen, Kirchen und jüdischen Privatsammlungen entwendet - darunter Werke von Vermeer, Michelangelo und da Vinci. Hitler wollte damit ein «Führermuseum» in Linz aufbauen.

 

Stout und seinen Leuten - im Film gespielt von Matt Damon, Cate Blanchett, Bill Murray, John Goodman und Jean Dujardin - ist es zu verdanken, dass nach 1945 die meisten Kunstwerke zurückgegeben werden konnten. Als sogenannte Kunstschutz-Offiziere jagen Clooney und seine Museumsdirektoren, Kuratoren und Historiker die Nazi-Offiziere, die sich die Kunstwerke gerne privat auch an die Wand hängen.

 

Die deutsch-amerikanische Koproduktion wurde im Studio Babelsberg und an Originalschauplätzen in Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Bayern gedreht. Am 20. Februar kommt der Film in Deutschland in die Kinos. In den USA hatte er schon Premiere - die Kritiken fielen gemischt aus. ««The Monuments Men» nimmt einen Splitter des gewaltigen Krieges und verwandelt ihn in leichte Unterhaltung, die nicht zu allzu viel Nachdenken zwingt», schrieb etwa die «New York Times».

 

Grafs Film «Die geliebten Schwestern» führt den Zuschauer zurück ins Jahr 1788. Die adeligen, aber mittellosen Schwestern Caroline (Hannah Herzsprung) und Charlotte (Henriette Confurius) haben sich geschworen, alles zu teilen. Das soll auch für ihre gemeinsame Liebe zu dem aufrührerischen «Räuber»-Autor Schiller (Florian Stetter) gelten. Wie lässt sich in solch einem fragilen Liebesdreieck die emotionale Balance halten?, fragt der Film. Graf erzählt eine Liebesgeschichte und zugleich ein Stück deutsche Kulturgeschichte.

 

«Wir leben in einer Zeit, in der scheinbar alles möglich ist, wenn es um Beziehungen geht», sagte Graf am Samstag. «Aber diese Geschichte zeigt uns, was wir alles an emotionalem Reichtum seit Schiller verloren haben», so der Regisseur. «Die Hauptrolle im Film spielen die Worte. Es geht darum, wie über Gefühle gesprochen und geschrieben wird», erklärte Graf. «Ich habe die historischen Fakten nicht unter einer Flut von Erfindungen begraben, aber ich habe mir natürlich erzählerische Freiheiten genommen.» (DPA)

Kommentar schreiben

Kommentare: 0