
Israel verabschiedet sich am Montag mit einer Trauerfeier im Parlament von dem früheren Ministerpräsidenten Ariel Scharon. Bei der Zeremonie in der Knesset in Jerusalem werden am Morgen zahlreiche ausländische Gäste erwartet, darunter auch US-Vizepräsident Joe Biden und der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier.
Am Nachmittag wird Scharon dann mit militärischen Ehren auf seiner Schaffarm in der Negev-Wüste neben seiner Frau Lily beigesetzt.
Scharon war am Samstag nach langer Krankheit im Alter von 85 Jahren gestorben. Der Ex-General und Politiker hatte nach einem Schlaganfall acht Jahre im Koma gelegen. Er hinterlässt zwei Söhne und mehrere Enkelkinder. Scharon war von 2001 an fünf Jahre lang Israels Ministerpräsident. Früher Galionsfigur der Siedlerbewegung, hatte er 2005 den umstrittenen Abzug aus dem Gazastreifen durchgeboxt.
Vor der offiziellen Trauerfeier wurde Scharons Sarg am Sonntagabend in das Parlament in Jerusalem gebracht. Zuvor war der in eine weiß-blaue Flagge gehüllte Sarg stundenlang auf dem zentralen Platz vor der Knesset aufgebahrt. Etwa 10 000 Menschen nahmen nach Medienberichten Abschied von Scharon. Staatspräsident Schimon Peres legte einen Trauerkranz vor dem Sarg seines alten Weggefährten nieder. Israels Regierung hielt eine Schweigeminute ab. Das israelische Volk werde Scharon «für immer als einen der wichtigsten Anführer und mutigsten Kommandeure im Herzen behalten», sagte Regierungschef Benjamin Netanjahu.
Bei den Trauerfeierlichkeiten am Montag werden auch der Nahost-Gesandte Tony Blair und der russische Parlamentspräsident Sergej Naryschkin erwartet.
Politiker in aller Welt würdigten Scharons Verdienste um Israel als Militär und Politiker. US-Präsident Barack Obama sagte, Scharon habe Israel sein Leben gewidmet. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) würdigte ihn als Patrioten mit großen Verdiensten für sein Land, UN-Generalsekretär Ban Ki Moon nannte Scharon einen «Held seines Volkes».
Verbittert äußerten sich hingegen Palästinenser. Auf Scharon warte nun Gottes Strafe, sagte das führende Fatah-Mitglied Dschamal Muhessen: «Er wird für seine Verbrechen bestraft werden, vor allem für Sabra und Schatila.» Während des Libanon-Krieges hatten mit Israel verbündete libanesische Milizen 1982 Hunderte Palästinenser in den Flüchtlingslagern Sabra und Schatila ermordet.
Der Sprecher der radikal-islamischen Hamas im Gazastreifen, Salah al-Bardawil, sagte: «Wir beten zu Allah, dass Scharon und all die zionistischen Führer, die Massaker gegen unser Volk verübt haben, zur Hölle gehen.» Im Gazastreifen und im Libanon feierten Palästinenser seinen Tod.
Als Oppositionsführer hatte Scharon im Jahr 2000 durch einen Besuch auf dem Tempelberg in Jerusalem, der Muslimen und Juden heilig ist, den zweiten Palästinenseraufstand Intifada mit ausgelöst. Von 2001 an war er Regierungschef und ließ den Aufstand niederschlagen. Danach ordnete er den Bau der Sperranlage zum Westjordanland an. (DPA)
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