«Mopsgate» in Stuttgart

Loriot: «Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos.» Foto: kessel.tv
Loriot: «Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos.» Foto: kessel.tv

Irgendwie erinnert diese Geschichte an den spektakulären Diebstahl des goldenen Kekses am Stammsitz des Gebäckherstellers Bahlsen in Hannover. Über Wochen war das Firmensymbol verschwunden. Medienrummel inklusive. Nun würde man vermuten, in Stuttgart könnte sich so eine Geschichte um einen Stern oder ein anders Autosymbol drehen. Mitnichten. Die Schwaben suchen einen Mops. Ebenfalls goldfarben. 

Spurlos verschwunden von einem Denkmal für Loriot (1923-2011), der einige Zeit Stuttgart lebte.

 

Der gemopste Mops saß eine Zeit lang auf einer Loriot-Stele aus Auerkalk samt Familienwappen, die im November zum Gedenken an Vicco von Bülow auf dem Eugensplatz vor dem Haus aufgestellt worden war, in dem die Familie von 1938 an wohnte. Nachdem zunächst gerätselt wurde, wer den Hund auf die ursprünglich kahle Säule setzte, haben sich inzwischen die Betreiber des Blogs «Kessel.TV» per Video dazu bekannt, die Hundestatue in einer Nacht-und-Nebelaktion dort platziert zu haben. Ihnen fehlte bei der Stele einfach «der Gag, um dieser großen Persönlichkeit gerecht zu werden», sagt Martin Elbert.

 

Doch jetzt ist der Steinmops weg, was offenbar sogar Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) schlaflose Nächte bereitet. Via Facebook und Twitter schaltete sich der Politiker in die Suche ein. «Ein Kriminalfall beschäftigt die Stuttgarter Stadtgesellschaft: Wurde der gemopste Mops gesichtet?», schreibt Kuhn auf Twitter. Und auch seine Mitarbeiter im Rathaus freuen sich über eine Abwechslung mitten in Zeiten harten und trockenen Haushaltsberatungen. «So ein auflockerndes Thema tut uns allen gut», sagte ein Stadtsprecher.

 

«Kessel.TV» beteuert, nicht zu wissen, wo der rund sechs Kilo schwere Mops hin ist. «Wir haben ihn definitiv nicht geklaut», sagt Elbert. Sie seien jedoch bereit, ein Lösegeld in Höhe von 38,95 Euro an die Entführer zu zahlen. Dass städtische Mitarbeiter den illegal installierten Hund entsorgt haben, scheint derweil ausgeschlossen. «Die Stadt ist unschuldig», betonte der Sprecher. Bisher gebe es keine Hinweise zum Aufenthaltsort.

 

Elbert vermutet, dass das Sturmtief Xaver den Mops von der Stele gepustet und die Einzelteile verweht hat. Zumindest zu Bruch gegangen sein müsse er beim Sturz von der drei Meter hohen Säule. Jedenfalls war die Steinfigur nicht sturmsicher montiert, «weil das wäre wiederum Sachbeschädigung».

 

Stuttgart sucht also weiter einen Mops aus Stein, 27 Zentimeter groß und sechs Kilo schwer. Die Polizei kennt den Fall, hat aber nur so lange ermittelt, bis feststand, dass die Figur nicht zum Denkmal gehört. «Das wäre ja dann ein besonders schwerer Fall von Diebstahl», sagte ein Sprecher. Es liege keine Anzeige vor. «Keine Beschädigten, keine Beschuldigten, keine Straftat - so ist das bei der Polizei.»

 

Vicco von Bülow wurde 1923 in Brandenburg an der Havel geboren. In Stuttgart ging er zur Schule und war bereits in jungen Jahren als Komparse am Theater aktiv, ehe er seine Fernsehkarriere startete. «Er liebte Stuttgart, wir lieben ihn», betonte Kultur-Bürgermeisterin Susanne Eisenmann (CDU) bei der Enthüllung des Denkmals.

 

In Hannover tauchte der Bahlsen-Keks übrigens plötzlich wieder auf, am Hals des Pferdedenkmals vor der Uni, leicht lädiert und verziert mit einer roten Schleife. Die unbekannten Diebe erpressten Keksspenden für ein Kinderkrankenhaus und 1000 Euro für ein Tierheim. (DPA)

 

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