Mehrheit im Südwesten für gemeinsames Lernen mit Behinderten

Die meisten Baden-Württemberger befürworten Inklusion. Foto: Uli Deck/Archiv
Die meisten Baden-Württemberger befürworten Inklusion. Foto: Uli Deck/Archiv

Eine deutliche Mehrheit der Baden-Württemberger ist laut einer Umfrage für gemeinsames Lernen behinderter und nicht behinderter Schüler. Zugleich zweifeln zwei Drittel der Befragten (68 Prozent) daran, dass die Politik die erforderlichen finanziellen Mittel dafür bereitstellt. Das geht aus einer Umfrage von Infratest dimap hervor, die der Verband Bildung und Erziehung (VBE) in Auftrag gegeben hatte.

«Das Zaudern der Landesregierung bei allen Finanzierungsfragen und das Fehlen eines ausgewogenen Konzeptes stößt die Bürger vor den Kopf», sagte VBE-Landeschef Gerhard Brand am Montag in Stuttgart. Er dringt darauf, dass die Finanzierung der sogenannten Inklusion von Bund, Ländern und Kommunen gestemmt werden müsse. Diese dürften sich nicht gegenseitig weiter den Schwarzen Peter zuschieben. Die FDP erwartet, dass die Landesregierung zügig einen Aktions- und Finanzierungsplan Inklusion für Baden-Württemberg auf den Tisch legt. Dabei müssten Sonderschulen ihre wichtige Rolle behalten.

 

Diese sollen nach dem Willen von Grün-Rot nicht geschlossen werden. Die Eltern sollen weiter entscheiden können, ob ihre behinderten Kinder Sonder- oder Regelschulen besuchen. Brand lobte das Konzept von Grün-Rot für die Lehrerbildung, nach dem der Studiengang Sonderpädagogik erhalten bleibt und sonderpädagogische Elemente in alle anderen Lehramts-Studiengänge fließen.

 

Fast drei Viertel der Befragten im Land sehen mehr Vor- als Nachteile der Inklusion in der Grundschule. Für weiterführende Schulen befürworten 60 Prozent der Befragten gemeinsames Lernen. Nach den Worten von Brand zeigt das Beispiel Nordrhein-Westfalen, dass die Distanz der Bevölkerung zur Inklusion in dem Maße zunehme, in dem die Landesregierung ihre Versprechen nicht erfülle. Im Südwesten glauben derzeit nur 25 Prozent der SPD-Wähler, dass Grün-Rot die erforderlichen Mittel für Inklusion bereitstellen werde. Unter den CDU-Wählern trauen das immerhin 33 Prozent der Koalition zu.

 

Kultusminister Stoch (SPD) will nach eigenen Angaben trotz der Verschiebung der Schulgesetzänderung zur Inklusion diese im kommenden Schuljahr vorantreiben. Dazu sollen in den nächsten Wochen Eckpunkte vom Kabinett verabschiedet werden, um Schulen und Schulverwaltung Leitlinien für die Umsetzung vorzugeben.

 

Brand verlangte überdies, dass bei der Teilung von Klassen die Zahl der behinderten Schüler künftig mitgewertet wird. Wird der Klassenteiler durch Inklusions-Kinder überschritten, wird die Klasse derzeit dennoch nicht aufgeteilt. Stoch hatte signalisiert, dies ändern zu wollen. Nach Ansicht des VBE soll die Zahl der Schüler in einer Inklusionsklasse 25 nicht überschreiten. Der VBE monierte auch, es gebe im Vergleich zu Fortbildungen für Gemeinschaftsschul-Lehrer zu wenig Angebote für Pädagogen in Inklusionsklassen. (DPA/LSW)

 

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