
Nach der Taxi-Kontrolle am Stuttgarter Flughafen Anfang der Woche mit einer Negativ-Trefferquote von 80 Prozent hat der Taxiverband die Zustände in der eigenen Branche als «katastrophal» bezeichnet. Für die Missstände könne man zu einem Großteil auch die Behörden verantwortlich machen.
«Der Verband versucht seit Jahren, etwas gegen die schwarzen Schafe zu unternehmen, aber die Behörden sind komplett überfordert und kommen ihren Aufgaben nicht nach», sagte Matthias Schmidt, stellvertretender Vorsitzender im Taxiverband Deutschland (TVD) Baden-Württemberg am Donnerstag in Aschaffenburg.
Dass so viele illegale Taxifahrer auf deutschen Straßen unterwegs seien, liege auch an den viel zu leichten Eignungstests und an fehlenden Kontrollen. «Da schickt dann einer seinen Cousin zur Prüfung, und anschließend fährt er selbst, obwohl er nicht mal Deutsch sprechen kann», sagt Schmidt. Zudem seien die teilweise «steinalten» Prüfungsbögen nicht mehr zeitgemäß und von Stadt zu Stadt verschieden. «Da wurstelt jede Kommune vor sich hin, anstatt dass man einen bundesweit einheitlichen Bogen entwirft.»
Auch der TVD-Vorstandsvorsitzende Thomas Laschuk kritisiert das Verhalten der Behörden. «Es wundert mich gar nicht, dass die Kontrolle in Stuttgart so katastrophal verlaufen ist, es gibt in unserer Branche fast keine Kontrollen.» Auch er fordert einen strengeren Eignungstest, den Nachweis eines Fahrgastbeförderungsscheins sowie intakte Autos. «Wenn die Fahrgäste wüssten, in welch schlimmem Zustand manche der Taxi-Autos sind, würden sie sich sicher nicht reinsetzen», sagt Laschuk.
Bei der Kontrolle am Dienstag waren 35 Taxis und Shuttle-Fahrzeuge von Polizei, Zoll und Steuerfahndung kontrolliert worden. Bei 19 Fahrern war die Beschäftigung anscheinend nicht ordnungsgemäß angemeldet, sieben Fahrern wurde die Weiterfahrt auch wegen technischer Mängel untersagt.
Erst vor wenigen Tagen war ein Gutachten im Auftrag der Stadt Stuttgart vorgestellt worden. Darin hatte ein Hamburger Institut das Stuttgarter Taxigewerbe als «problematisch» bezeichnet. Zum einen sei die Taxidichte mit 703 Taxen (das entspricht einem Verhältnis von 1,18 Taxen pro 1 000 Einwohner) zu hoch. Tatsächlich benötigt würden in Stuttgart aber nur etwa 575 Fahrzeuge. Zudem seien die Fahrzeuge überdurchschnittlich alt, die Fahrer säßen mit 64 Stunden pro Woche viel zu lang hinter dem Steuer. (DPA/LSW)
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