Einhorn-Tunnel: Von Bud Spencer bis VIP-Abkürzung

Der Einhorn-Tunnel in Schwäbisch Gmünd. Foto: Franziska Kraufmann
Der Einhorn-Tunnel in Schwäbisch Gmünd. Foto: Franziska Kraufmann

Es ist nur ein Tunnel - und doch so viel mehr. Welche andere Ortsumfahrung hat schon Italo-Westerhelden angelockt? Welcher schwäbische Tunnel wird sonst noch in einem Atemzug mit Projekten wie der Hamburger Elbphilharmonie oder dem Berliner Hauptstadtflughafen genannt? Wenn der Einhorn-Tunnel in Schwäbisch Gmünd am Montag (25.11.) eröffnet wird, endet eine lange und oft kuriose Bauphase.

Den Autofahrern dürfte das alles aber ziemlich egal sein. Sie hoffen nur, dass der Dauerstau auf der Verkehrsachse endlich ein Ende hat.

 

Bud Spencer wird bei der Eröffnung nicht in der Stadt erwartet. Dabei ist der Name des prügelerprobten Schauspielers mit dem Tunnel eng verbunden. Als Schwäbisch Gmünd die Bürger mit einer Online-Abstimmung an der Namensfindung für den neuen Tunnel beteiligen wollte, strickten Witzbolde im Internet daraus eine bundesweite Spaß-Guerilla-Aktion. Über Facebook animierten sie mehr als 100 000 Menschen, für den Namen «Bud-Spencer-Tunnel» zu stimmen.

 

Gmünd war durch die Aktion plötzlich bundesweit in den Medien. Doch im Gemeinderat konnte nicht jeder darüber lachen, dass eine ernsthafte politische Entscheidung plötzlich durch den Kakao gezogen wurde. Am Ende stimmte der Gemeinderat für den Namen «Einhorn-Tunnel». Bud Spencer fand die Geschichte trotzdem so kurios, dass er Gmünd einige Wochen später besuchte.

 

Winfried Hermann hingegen wird anders als der Western-Darsteller bei der Eröffnung dabei sein. Auch den Landesverkehrsminister verbindet mit dem Tunnel schon eine besondere Geschichte. Denn der Grünen-Politiker hat die neue unterirdische Straße vor ein paar Wochen als inoffizielle Abkürzung genutzt - als das gemeine Volk noch überirdisch im Stau stand. Weil der Minister durch das übliche Verkehrschaos viel zu spät zu einem Termin zu kommen drohte, lotste ihn der Stuttgarter Regierungspräsident Johannes Schmalzl (FDP) mit Hilfe der Polizei kurzerhand durch den noch gesperrten Tunnel.

 

In der Stadt selbst sorgte diese VIP-Abkürzung erst für Schmunzeln, dann aber auch für Unmut bei einigen Leserbriefschreibern und beim Gmünder CDU-Landtagsabgeordneten Stefan Scheffold. Der hielt es für eine «Geschmacklosigkeit ohnegleichen», dass der Minister durch einen noch gesperrten Tunnel fahre, während der normale Bürger oben im Stau stehe. Hermann dagegen erklärte seine inoffizielle Abkürzung im Nachhinein zu einer offiziellen Besichtigung einer Landesbaustelle. Damit sei alles ganz legal gewesen.

 

Und schließlich sind da noch die Kosten. Mit 280 Millionen Euro wird die neue Ortsumgehung am Ende wohl zu Buche schlagen und damit die teuerste Ortsumgehung Deutschlands sein. Dabei sollten es ursprünglich nur 200 Millionen Mark werden. Durch technische Probleme haben sich die Bauarbeiten dann immer weiter in die Länge gezogen und sind letztlich auch rund dreimal so teuer geworden wie geplant. Der Vergleich mit anderen Pannen-Baustellen wie der Elbphilharmonie oder dem Hauptstadtflughafen wurde zuletzt immer wieder aufgestellt. (DPA)

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0