
Der frühere Stuttgarter Oberbürgermeister Manfred Rommel (CDU) ist am Donnerstag im Alter von 84 Jahren gestorben. Ein Sprecher der Stadt Stuttgart bestätigte Informationen der «Bild»-Zeitung und der «Stuttgarter Zeitung». Der CDU-Politiker Rommel war 1974 ins Amt gewählt worden und bis 1996 Oberbürgermeister in Stuttgart. Während dieser Zeit war er auch mehrmals Präsident des Deutschen Städtetags.
Rommel litt seit Mitte der 1990er Jahre an der als Schüttellähmung bekannten Parkinson-Krankheit. Über die Parteigrenzen wurde er als herausragende Persönlichkeit gewürdigt.
Rommel war der Sohn von Generalfeldmarschall und «Wüstenfuchs» Erwin Rommel. Dieser hatte Hitler treu gedient, wurde aber kurz vor Ende des Krieges wegen angeblicher Verwicklung in das Hitler-Attentat vom 20. Juli 1944 zum Selbstmord gezwungen. Damals war sein Sohn Manfred 15 Jahre alt.
Manfred Rommel prägte die liberale Grundhaltung in Stuttgart mit. Ihm wird vor allem eine moderne Ausländerpolitik zugeschrieben. Vor seiner Zeit als Stadtoberhaupt hatte Rommel verschiedene leitende Positionen in der baden-württembergischen Landesregierung inne. Der CDU-Politiker war auch wegen seines trockenen, schwäbischen Humors bekannt. Mit seinen Schriften, Zeitungskolumnen und 18 Büchern erreichte er ein Millionenpublikum.
Vor mehr als 35 Jahren sorgte Oberbürgermeister Rommel bundesweit für Aufsehen: Damals setze er nach dem Selbstmord der RAF-Terroristen Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan Carl Raspe 1977 im Gefängnis von Stuttgart-Stammheim deren Beerdigung auf dem Dornhaldenfriedhof in der Landeshauptstadt durch. Dagegen hatte es massive politische Widerstände gegeben. Rommels blieb stur und erklärte: «Am Grabe muss alle Feindschaft ein Ende haben.»
Politisch mischte der gesundheitlich schwer angeschlagene Rommel zuletzt bei der Stuttgarter Oberbürgermeisterwahl im Herbst 2012 mit, indem er für den parteilosen Kandidaten Sebastian Turner warb. Der von der CDU unterstützte Turner unterlag dann aber gegen den Grünen-Politiker Fritz Kuhn, der seit Anfang 2013 die Stadt führt.
Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) würdigte Rommel als «Leuchtturm schwäbischer Toleranz und Weltoffenheit». Landtagspräsident Guido Wolf (CDU) sagte: «Als visionärer, toleranter, couragierter und bürgernaher Oberbürgermeister hat er sich über alle Parteigrenzen hinweg Respekt und Anerkennung erworben.» Der Landtag erinnerte mit einer Trauerminute an Rommel.
CDU-Landeschef Thomas Strobl zeigte sich tief betroffen vom Tod des früheren OB: «Die CDU Baden-Württemberg trauert mit der Familie von Manfred Rommel um eine großartige Persönlichkeit.» Als langjähriger Rathaus-Chef habe Rommel nicht nur die Landeshauptstadt, sondern die Politik in ganz Baden-Württemberg geprägt. «Er stand für eine schwäbisch-offene Haltung, für fein- und hintersinnigen Humor, für die Nähe zu den Menschen», so Strobl. «Seine Stimme fehlt uns.»
SPD-Landeschef Nils Schmid erklärte: «Manfred Rommel war ein Menschenfreund und ein unerschrockener Freidenker.» Er habe sich vor allem um das Zusammenleben von Menschen unterschiedlichster Herkunft verdient gemacht. «Mit seinem Mutterwitz, seiner Wortgewalt und "schwäbischem Understatement" war er der beste Botschafter Stuttgarts», sagte der Vize-Regierungschef. Rommel habe sich aber auch weit darüber hinaus in unvergleichlicher Weise verdient gemacht.
Stuttgarts amtierender OB Fritz Kuhn sprach von einem schweren Verlust für die Landeshauptstadt und erklärte: «Sein konsequentes Eintreten für Liberalität und Weltoffenheit ist noch heute für alle Bürgerinnen und Bürger ein Begriff.» Wenn heute von der «Stuttgarter Toleranz» in der Einwanderungspolitik gesprochen werde, gehe das alles auf Manfred Rommel zurück. An Rathaus und Bezirksrathäusern wird es laut Kuhn am Freitag Trauerbeflaggung geben. Außerdem können sich Bürger in Kondolenzbücher eintragen.
Die früheren Ministerpräsidenten Lothar Späth und Günther Oettinger (beide CDU) würdigten ebenfalls die Persönlichkeit Rommels. Späth nannte ihn «ein Vorbild für uns alle». Oettinger unterstrich den Umgang Rommels mit Parkinson: «Beeindruckend war auch, wie er seine Krankheit tapfer und trotzdem lebensfroh ertragen hat», so Oettinger in der «Bild»-Zeitung. (DPA/LSW)
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