
Noch wenige Tage, dann beginnt die Frankfurter Buchmesse. Mit 7100 Ausstellern aus 100 Ländern ist die Zahl der Aussteller etwas kleiner als im Vorjahr. «Die Messe wird internationaler», sagt Buchmessen-Direktor Juergen Boos. Nur noch 39 Prozent der Aussteller kommen aus deutschsprachigen Ländern, Wachstum gibt es vor allem im asiatischen Raum.
Die Veranstalter rechnen an den fünf Messe-Tagen (9. bis 13. Oktober) 250 000 bis 300 000 Besuchern.
Eines der großen Themen ist in diesem Jahr Self-Publishing. Noch vor wenigen Jahren rümpfte die Branche die Nase über Autoren, die ihre Texte ohne Verlag, Lektorat und ISBN-Nummer publizierten - und nicht selten sogar noch dafür bezahlten. Heute beeinflussen das Geschäftsmodell und die Kultur dieser Plattformen auch das klassische Verlagsgeschäft. «Vor drei Jahren war das Thema noch nicht existent», sagt Buchmessen-Direktor Juergen Boos, «heute widmen wir ihm auf der Messe 50 Veranstaltungen».
Seit Jahren treibt das Thema Digitalisierung die Buchmesse um: Online-Buchhandel, E-Books - all das ist nicht mehr wegzudenken. In diesem Jahr haben die Organisatoren die vielen kleinen Start-Ups in diesem Feld als neue Zielgruppe erkannt. Es herrsche «eine neue Gründerzeit», sagte Boos. Die Liste der neugegründeten Unternehmen ist 20 Seiten lang. Einer von ihnen ist der rotbeschopfte Blogger Sascha Lobo. Er bastelt gerade an «Sobooks», «einer Autoren- und Verlagsplattform für die Zukunft des Buchstabenverkaufs».
Ralph Möllers hat «Flipintu» erfunden, ein individualisiertes Online-Magazin, das - je nach persönlichem Interesse - Buchtipps, Leseproben, Kritiken und Lektürelisten Gleichgesinnter aus dem Internet fischt. Wenn es der Buchbranche nicht gelingt, die Netzgemeinde «auf Augenhöhe» anzusprechen, warnt Möllers, dann droht ihr das gleiche Schicksal wie der Musikindustrie. Die Verlage seien besser beraten, in Suchmaschinen-Optimierung zu investieren als Geld auszugeben für Anzeigen in den Feuilleton-Beilagen.
Nur wenige international bekannte Autoren stehen auf der Gästeliste. Deutschsprachige Schriftsteller von Gewicht wie Daniel Kehlmann oder Andreas Maier kommen nach Frankfurt, Krimi-Autoren wie Jussi Adler-Olsen und natürlich Sternchen und Sportstars wie Daniela Katzenberger und Boris Becker. Kultautor T.C. Boyle hingegen ist zeitgleich in Köln zu Gast, kommt aber nicht nach Frankfurt.
Aus Brasilien reisen Luiz Ruffato und Andréa del Fuego an, nicht aber Erfolgsautor Paulo Coelho. Das Gastland der diesjährigen Buchmesse ist mit 90 Autoren in Frankfurt vertreten. 260 Neuerscheinungen aus und über Brasilien werden auf der Messe präsentiert, davon 117 belletristische Titel. Neben dem Ehrengast-Pavillon ist die vielfältige Literatur dieses Landes auch auch einem 700-Quadratmeter-Stand in der Auslandshalle zu entdecken.
Das Agentenzentrum sei so groß wie nie, sagte Messesprecherin Katja Böhne. 627 Agenten aus 30 Ländern kämpfen auf der Messe um die Rechte an den Büchern von morgen. Die Halle für die Literatur-Agenten sei «der Maschinenraum der Buchmesse», sagt Riky Stock, Direktorin des German Book Office in New York. Die meisten ihrer Kollegen haben an jedem Messetag 18 Termine im Kalender stehen.
«Welche Trends gibt es in diesem Jahr?» hatte Messesprecherin Böhne die Rechtehändler vor ein paar Wochen gefragt - und musste ein weiteres englisches Schlagwort lernen: «new adult». Gemeint sind Jugendromane mit Sex im Stil von «50 Shades of Grey». Nachahmer-Titel, die auf dieser Welle ritten, seien heiß begehrt.
Der Schwerpunkt Kinder- und Jugendbuch wurde weiter ausgebaut - erstmals gibt es auch einen eigenen Veranstaltungsraum. Mehr Gewicht legt die Messe in diesem Jahr auf «das wertvolle Buch», das mit künstlerischer Gestaltung und hochwertigen Materialien ein Gegengewicht zur Digitalisierung von Inhalten bildet.
Wie immer flankieren wichtige Auszeichnungen die Buchmesse: Am Abend vor der Messe-Eröffnung (7. Oktober) erhält einer der sechs Autoren auf der «Shortlist» den Preis für die beste literarische Neuerscheinung des Jahres, den Deutschen Buchpreis. Zum Abschluss der Messe (13. Oktober) wird die weißrussische Schriftstellerin und Dissidentin Swetlana Alexijewitsch («Secondhand-Zeit. Leben auf den Trümmern des Sozialismus») mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels geehrt.
Am 11. Oktober wird der Hessische Film- und Kinopreis 2013 vergeben. Der Film «The Attack» bekommt den mit 10 000 Euro dotierten Preis der Frankfurter Buchmesse für die beste internationale Literaturverfilmung. Der Film basiert auf dem Roman «Die Attentäterin» von Yasmina Khadra. (DPA)
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