FRANKFURT (dpa-AFX) - Positive Analystenkommentare und Aussagen von Rückversicherern haben am Montag die Aktien des gesamten europäischen Versicherungssektors nach oben getrieben. Mit plus 0,99 Prozent war diese Branche <SXIP.DJX> die stärkste im Stoxx Europe 600 <SXXP.DJX>. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 <SX5E.DJX> verlor dagegen 0,18 Prozent, der Dax <DAX.ETR> schloss kaum verändert mit plus 0,01 Prozent. Das Papier der Munich Re <MUV2.ETR> war mit plus 3,07 Prozent zweitbester Dax-Wert und der Favorit innerhalb des Sektors. Hannover Rück <HNR1.ETR> stiegen im MDax <MDAX.ETR> um 1,26 Prozent. Die Titel der Schweizer Swiss Re <SREN.VTX> gewannen 1,60 Prozent, und die der französischen Scor <PSCR.PSE> rückten in Paris um 1,49 Prozent vor.
Händler nannten vor allem positive Analystenkommentare als Antrieb. Das Analysehaus Kepler Cheuvreux hatte den gesamten Sektor hochgestuft und die Bank MainFirst den Sektor der Rückversicherer. Independent Research, MainFirst und auch die US-Investmentbank Merrill Lynch äußerten sich außerdem noch besonders positiv zum weltweit größten Rückversicherer Munich Re und hoben ihre Anlageurteile an. Vom Branchentreffen "Rendez-vous de Septembre" in Monte Carlo hieß es darüber hinaus, dass sich die derzeit rückläufigen Preise für Naturkatastrophen-Versicherungen im kommenden Jahr wieder stabilisieren dürften.
ANALYSTEN WERDEN OPTIMISTISCHER
Analyst Christopher Potts von Kepler Cheuvreux sieht Aufwärtspotenzial für den Versicherungssektor, sobald die Unsicherheit über Eingriffe in Syrien abflauten und die Drosselung von Anleihekäufen durch die US-Notenbank im Anleihemarkt eingepreist seien. Daher sei es Zeit, ein auf Sicherheit ausgerichtetes Wachstumsprofil zugunsten eines europäischen Risiko- und Werte-Profils zu reduzieren. Er stufte neben anderen Sektoren wie etwa dem der Kapitalgüter auch die Versicherungsbranche auf "Overweight" hoch.
Analyst William Hardcastle von Merrill Lynch stufte in einer Branchenstudie das Papier der Munich Re von "Neutral" auf "Buy" hoch und hob das Kursziel von 150 auf 154 Euro an. Grund sei die bisher vergleichsweise schwache Aktienkursentwicklung zusammen mit der starken Kapitalausstattung. Er sieht außerdem eine zunehmende Wahrscheinlichkeit für höhere Ausschüttungen.
Ein weiterer Analyst sagte: "Munich Re gibt den Ton an bei der Konferenz in Monte Carlo." Für die Erneuerungsrunde im Januar 2014 wurde seines Erachtens ein "starker Preissetzungskommentar" abgegeben. Dabei verwies der Experte darauf, dass der Konzern für sein eigenes Portfolio weitgehend stabile Preise erwartet und auch weiterhin eine hohe Profitabilität. Da es zuletzt keine größeren Naturkatastrophen außerhalb Europas gegeben habe und dies normalerweise auf die Preise drücke, sei dies bemerkenswert.
'MAINFIRST ERWARTET ÜBERRASCHUNG BEI KAPITALAUSSCHÜTTUNG'
Börsianer verwiesen zudem auf eine nun positivere Einschätzung der Branche durch das Investmenthaus MainFirst. Dessen Experten schätzten den Rückversicherungssektor nach den zuletzt im Vergleich zu anderen Branchen schwachen Kursentwicklungen inzwischen optimistischer ein, sagte ein Händler. Zum einen verwiesen sie auf das günstige Kurs-Gewinn-Verhältnis bei den europäischen Rückversicherern im Vergleich zu den teureren Erstversicherern. Im dritten Quartal dürften zum anderen noch die Gewinne wegen des Ausbleibens größerer Verluste durch Naturkatastrophen gestützt werden.
Bei den großen Konzernen der Branche rechneten die MainFirst-Experten zudem mit Überraschungen bei den Kapitalausschüttungen. Während Hannover Rück und Scor erst kürzlich ihre Ausschüttungsziele bekräftigt haben, könnten Munich Re und Swiss Re den Markt noch überraschen mit zusätzlichen Zahlungen an die Investoren. Neben der bereits starken üblichen Dividende rechnen die Analysten bei dem Dax-Konzern etwa mit der Ankündigung von Aktienrückkäufen in Höhe von einer Milliarde Euro. Daher stufte das Haus Munich Re auf "Outperform" hoch, wie Händler sagten. Stefan Bongardt von Independent Research, der die Aktie auf "Kaufen" hochstufte und das Kursziel auf 165 Euro anhob, meinte zu den Preisaussagen der Munich Re ebenfalls, dass diese besser seien als vom Markt bisher erwartet. (DPA-AFX)
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