Arbeitsmarkt fehlt Konjunkturschub: Sommerflaute

Die Sommerflaute macht sich auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar. Im August ist die Zahl der Menschen ohne Job in Deutschland gestiegen. Foto: Martin Gerten
Die Sommerflaute macht sich auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar. Im August ist die Zahl der Menschen ohne Job in Deutschland gestiegen. Foto: Martin Gerten

Konjunktur- und Sommerflaute haben die Zahl der Arbeitslosen im August kräftig steigen lassen. Insgesamt waren in dem Monat 2,946 Millionen Männer und Frauen ohne Arbeit - und damit 32 000 mehr als im Juli, teilte die Bundesagentur für Arbeit am Donnerstag in Nürnberg mit. Im Vergleich zum Vorjahr gab es im August 41 000 Erwerbslose mehr. Die Arbeitslosenquote verharrt im Vergleich zum Juli dennoch bei 6,8 Prozent - und damit auf Vorjahresniveau. Die August-Arbeitslosigkeit habe damit etwas stärker zugenommen als sonst üblich, räumte BA-Vorstandschef Frank-Jürgen Weise ein. 

In den vergangenen Jahren - mit Ausnahme von 2012 - war die August-Arbeitslosigkeit lediglich zwischen 5000 bis 10 000 gestiegen.

 

BA-Chef Weise sprach dennoch von einer «stabilen Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt». Die Zahl der Jobsucher sei vor allem wegen der Sommerpause gestiegen. In vielen Unternehmen ruhe die Arbeit wegen Werksferien. Einstellungen würden auf später verschoben, was auch den saisonbereinigten Anstieg von 7000 erkläre. Auch die Bundesregierung zeigte sich zuversichtlich, was die weitere Entwicklung angeht.

 

Weise räumte aber zugleich ein, dass dem Arbeitsmarkt derzeit der konjunkturelle Rückenwind fehle. Die leichte Konjunkturbelebung im Frühsommer reiche für einen Jobaufschwung nicht aus. «Wir sehen, dass die wirtschaftliche Lage den Arbeitsmarkt unterstützt, aber nicht in dem Maße, wie wir das erwartet haben», sagte er.

 

Dennoch rechnet er weiterhin mit einer durchschnittlichen Arbeitslosigkeit im Jahr 2013 von unter drei Millionen. «Trotzdem hatten wir für dieses Jahres eine noch bessere Entwicklung erwartet.» Die wirtschaftliche Entwicklung im zweiten Halbjahr 2013 werde zwar besser - «besser heißt aber nicht dynamisch», sagte der BA-Chef.

 

Auch die meisten der 156 Arbeitsagenturen erwarten in den kommenden Monaten kaum Bewegung auf dem Arbeitsmarkt. Dreiviertel von ihnen gehen von «gleichbleibender Arbeitslosigkeit» aus, wie aus einer monatlichen Umfrage der Nürnberger BA-Zentrale bei den Agentur-Chefs hervorgeht. Allerdings rechnet auch kaum noch eine Agentur damit, dass in nächster Zeit neue Jobs geschaffen werden. Davon war noch im März fast jede zehnte Agentur ausgegangen.

 

Zuversichtlich stimmt Bundesagentur und Konjunkturforscher weiterhin die gute Beschäftigungslage. So ist die Zahl der Erwerbstätigen zuletzt im Juli im Vergleich zum Vorjahr um 218 000 auf 41,91 Millionen gestiegen. Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze lag nach BA-Hochrechnungen zuletzt im Juni mit 29,27 Millionen um 348 000 höher als im Jahr davor.

 

Auf dem Ausbildungsmarkt stellt die Bundesagentur derweil eine leichte Verschlechterung der Lage im Vergleich zum Vorjahr fest. Bis Ende August seien den örtlichen Arbeitsagenturen 485 000 Lehrstellen gemeldet worden;, das seien 12 000 weniger als im Vorjahreszeitraum. Dagegen liegt die Zahl der registrierten Lehrstellenbewerber mit 542 000 nur um 2000 niedriger als im August 2012. Auch die Zahl der bislang abgeschlossenen Ausbildungsverträge liege nach aktuellen Daten der Kammern unter dem Vorjahresniveau.

 

Die Bundesregierung blickt unterdessen zuversichtlich auf die Entwicklung am Arbeitsmarkt im Herbst. Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) sagte am Donnerstag in Berlin, die Ausgangslage sei «ausgesprochen gut». Der August sei mit seinem Anstieg der Erwerbslosenzahl um 32 000 vor allem noch geprägt von der Ferienzeit in den bevölkerungsreichen Bundesländern. Allerdings bestünden durch internationale Einflüsse nach wie vor noch erhebliche Risiken für den deutschen Arbeitsmarkt.

 

Auch die Arbeitgeber sehen die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt positiv. Entgegen der Behauptungen unter anderem von Gewerkschaftsseite nehme die Zahl der sogenannten Normalarbeitsplätze seit 2006 stetig zu, erklärte die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) am Donnerstag in Berlin. Sowohl die Frauenerwerbstätigkeit als auch die Erwerbsbeteiligung Älterer steige in Deutschland seit Jahren.

 

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) sieht dagegen weniger Bewegung auf dem Arbeitsmarkt. «Diese "Ruhe" kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass derzeit eine große Unordnung auf dem Arbeitsmarkt herrscht», erklärte der DGB und verwies unter anderem auf die jüngsten juristischen Auseinandersetzungen um Scheinwerkverträge. Zu einer neuen Ordnung am Arbeitsmarkt gehört nach DGB-Ansicht der flächendeckende Mindestlohn von zunächst 8,50 Euro pro Stunde als untere Haltelinie. (DPA)

 

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