Viele Zugezogene sorgen für Bevölkerungsplus im Ländle

Baden-Württemberg verzeichnet ein Bevölkerungsplus. Foto: Daniel Bockwoldt/Archiv
Baden-Württemberg verzeichnet ein Bevölkerungsplus. Foto: Daniel Bockwoldt/Archiv

«Neigschmeckte» nennt sie der Baden-Württemberger: Zugezogene haben dem Südwesten das stärkste Bevölkerungsplus seit 2002 beschert. Zwar starben im vergangenen Jahr rund 100 600 Menschen - das ist der höchste Stand seit der Gründung des Bundeslandes 1952, wie das Statistische Landesamt am Dienstag in Stuttgart mitteilte. Und nur rund 89 500 Menschen wurden geboren. Da aber deutlich mehr Menschen in den Südwesten zogen als wegzogen, ergibt sich unterm Strich ein Plus von rund 56 800.

Ausländische Zuwanderer sind laut einer Studie des Integrationsministeriums mit dem Einbürgerungsverfahren im Südwesten zufrieden.

 

Insgesamt waren Ende 2012 rund 10,6 Millionen Menschen im Ländle gemeldet. 37 der insgesamt 44 Stadt- und Landkreise steigerten ihre Einwohnerzahl. Den größten Zuwachs verzeichnete die Landeshauptstadt mit einem Plus von rund 6900 Menschen. Stuttgart profitierte sowohl von einem Geburtenüberschuss als auch von einem Wanderungsgewinn - genauso wie Freiburg, Heidelberg, Ulm, Böblingen, Ludwigsburg und Tübingen. Am stärksten geschrumpft ist die Bevölkerung im Main-Tauber-Kreis und im Neckar-Odenwald-Kreis, um jeweils rund 600 Menschen. Dort waren sowohl der Geburten- als auch der Wanderungssaldo im vergangenen Jahr negativ.

 

Die Statistiker rechnen damit, dass weiterhin viele Menschen nach Baden-Württemberg ziehen werden, weil die Situation auf dem Arbeitsmarkt hier relativ gut ist. Mittel- und langfristig wird aber erwartet, dass die Einwohnerzahlen auch im Südwesten zurückgehen. Denn auch hier stehen immer mehr Ältere immer weniger Jungen gegenüber. Langfristig werden die Zuzügler die wachsende Lücke zwischen Geburten und Sterbefällen nicht mehr schließen können, so die Prognose der Experten.

 

Unter den rund 1100 Kommunen hatten im vergangenen Jahr 387 einen Geburtenüberschuss, also mehr Geburten als Sterbefälle. Das sind 42 Kommunen weniger als im Jahr davor. In rund 520 Gemeinden gab es mehr Geburten als noch 2011 - beispielsweise in Schwäbisch-Hall (plus 22,7 Prozent), Waldshut-Tiengen (plus 19,2 Prozent) und Heidenheim (plus 13,4 Prozent). Fast 600 Gemeinden verzeichneten mehr Sterbefälle als 2011. Den deutlichsten Anstieg gab es in Rheinfelden (plus 25,7 Prozent), Wertheim (plus 21,2 Prozent) und Friedrichshafen (plus 19,2 Prozent).

 

In der Studie des Integrationsministeriums bewerteten 91 Prozent der Befragten das Einbürgerungsverfahren positiv, 83 Prozent auch die zuständigen Behörden. Unter dem Titel «Der Weg zum Pass» wurden insgesamt 1 057 Einwanderer befragt, außerdem Mitarbeiter der 44 Behörden des Landes.

 

Wichtig sei vor allem die Transparenz der Verfahren, sagte Integrationsministerin Bilkay Öney laut Mitteilung. «Übliche Wartezeiten oder eintretende Verzögerungen geben seltener Anlass zu Bedenken, wenn die Bewerber wissen, warum das so ist.» Unterm Strich bewerteten die Eingebürgerten die Behörden in den Landkreisen etwas besser als diejenigen in den Stadtkreisen.

 

Als Hauptmotivation für die Einbürgerung gaben die Einwanderer an, dass Deutschland ihr Lebensmittelpunkt sei und sie sich hier zugehörig fühlten. Wer sich in Baden-Württemberg einbürgern lassen will, muss nach den Ergebnissen der Studie mit einer durchschnittlichen Verfahrensdauer von neuneinhalb Monaten rechnen.

 

Die Einbürgerung von EU-Bürgern gehe aufgrund des insgesamt einfacheren Verfahrens deutlich schneller und dauere nur fünf Monate. Andere Ausländer und ehemalige Asylbewerber müssten dagegen zwölf beziehungsweise 18 Monate warten. (DPA/LSW)

 

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