
Bundespräsident Joachim Gauck eröffnet an diesem Freitag in Paderborn die Ausstellung «Credo - Christianisierung Europas im Mittelalter». In drei Museen und mit 800 Ausstellungsstücken zeichnet die Schau mehr als 1000 Jahre Geschichte nach. Die Zeitspanne reicht von der Verbreitung des christlichen Glaubens im römischen Reich bis zur Bekehrung des Baltikums. Auch die Schattenseiten der Missionierung sollen nicht ausgeklammert werden. Bis zum 3. November werden 150 000 Besucher erwartet.
Ein Leitgedanke der mehr als sieben Millionen Euro teuren Ausstellung, die vom Erzbistum, der Stadt und dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe getragen wird, ist die Bedeutung der Christianisierung für die Einigung Europas. «Wenn in wirtschaftlichen Krisenzeiten der europäische Gedanke an Strahlkraft verliert, ist es angezeigt, die Fundamente, auf denen Europa basiert, deutlicher herauszustellen», sagte Generalvikar Alfons Hardt am Donnerstag. Die christlich-jüdische Tradition habe für die Identität Europas bis heute eine Bedeutung.
Eines der zentralen Exponate ist das Karlsepos, ein zeitgenössischer Bericht über das Treffen zwischen Karl dem Großen und Papst Leo III. im Jahr 799 in der Pfalz in Paderborn. Ein Jahr später krönte der Papst, der gerade einem Attentat seiner römischen Gegner entgangen war, Karl zum Kaiser.
Ausgangspunkt der Ausstellung ist die Verkündung der Religionsfreiheit im römischen Reich vor 1700 Jahren. Bis dahin hatte sich das junge Christentum schon erstaunlich schnell ausgebreitet, sagte der Direktor des Diözesanmuseums, Christoph Stiegemann. Dort werde diese Ausbreitung nachgezeichnet. Eine der Hauptfiguren ist Paulus. Eine 1800 Jahre alte Abschrift seines Briefes an die Römer ist ausgestellt.
Auch die Reisen der Missionare nach Irland, England, Skandinavien und Island werden mit Handschriften, Goldschmiedearbeiten und Schnitzereien dokumentiert. Das Museum der Kaiserpfalz stellt die unterschiedlichen Arten der Missionierung dar. Dazu zählen friedliche Missionen, etwa die von Bischof Otto von Bamberg in Pommern. Dem stehen aber die Feldzüge Karls des Großen gegenüber, die der Ausbreitung des Christentums und der Eroberung dienen sollten. Oder die brutale Christianisierung des Baltikums durch den Deutschen Orden.
Im dritten Haus, der städtischen Galerie, geht es um unterschiedliche Deutungen der Christianisierung. Dazu gehören etwa die Bewertungen aus katholischer und aus reformatorischer Sicht. Ein weiterer Aspekt ist die völkisch-nationalsozialistische Umdeutung des Christentums. So wurde der sächsische Widersacher von Karl dem Großen, Widukind, zum Widerstandskämpfer und Vorbild für die Gegenwart erhoben. (DPA)
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