
Die deutsche Wirtschaft leidet unter der anhaltenden Konjunkturschwäche in der Eurozone: Im Mai fielen die Exporte überraschend stark - die Nachfrage nach «Made in Germany» sank vor allem im kriselnden Währungsraum. Das zeigen die jüngsten Außenhandelszahlen des Statistischen Bundesamtes. Auch die Industrieproduktion ging im vergangenen Monat deutlicher als erwartet zurück. Hierbei könnte es sich allerdings auch um einen Ausreißer handeln, sagen Experten. Die Ausfuhren sanken im Mai 2013 zum Vormonat um 2,4 Prozent, wie die Statistiker am Montag mitteilten.
Das ist der größte monatliche Rückgang seit Dezember 2011 (minus 2,9 Prozent), bestätigten das Bundesamt. Im Jahresvergleich gab es mit Minus 4,8 Prozent den tiefsten Einbruch der Exporte seit Dezember 2012 (minus 6,9 Prozent).
Die anhaltende Verunsicherung auf den Weltmärkten schlage sich im deutschen Außenhandel nieder, erklärte der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Anton Börner: «Der europäische Binnenmarkt als wichtigster Absatzmarkt Deutschlands schwächelt auch weiterhin. Gleichzeitig vermögen Länder wie China derzeit nicht, diesen Trend zu kompensieren.»
Besonders stark gingen die deutschen Ausfuhren in Länder der von Schuldenkrise und Rezession gebeutelten Eurozone zurück: Ihr Gesamtwert verringerte sich im Vergleich zum Mai 2012 um 9,6 Prozent auf 32,3 Milliarden Euro.
Insgesamt lieferten deutsche Firmen in diesem Mai Waren im Gesamtwert von 88,2 Milliarden Euro ins Ausland. Die Importe stiegen binnen Monatsfrist um 1,7 Prozent, lagen jedoch um 2,6 Prozent unter dem Wert von Mai 2012. Die Außenhandelsbilanz - die Differenz zwischen Ein- und Ausfuhren - wies kalender- und saisonbereinigt 14,1 Milliarden Euro Überschuss auf.
Noch im April hatten Deutschlands Exporteure nach einem durchwachsenen Jahresbeginn Hoffnung geschöpft: Die Ausfuhren erhöhten sich in dem Monat im Vergleich zum März um revidierte 1,4 (zunächst 1,9 Prozent), binnen Jahresfrist gab es ein Plus von korrigiert 8,3 (8,5) Prozent.
Die deutschen Industrieunternehmen weisen nach zwei starken Monaten ebenfalls Rückgänge auf. Im Mai sank die Gesamtproduktion des Verarbeitenden Gewerbes zum Vormonat um 1,0 Prozent, wie das Bundeswirtschaftsministerium berichtete.
Es ist der erste Rückgang seit Januar. Das Minus fiel doppelt so stark aus wie erwartet. Der bereits deutliche Anstieg vom April wurde auf 2,0 (zunächst 1,8) Prozent nach oben korrigiert. Im Jahresvergleich sank die Produktion im Mai um 1,0 Prozent, nach plus 0,9 (1,0) Prozent im April. Im Industriebereich nahm die Herstellung von Investitionsgütern mit 2,3 Prozent am stärksten ab.
Die Postbank sieht in dem überraschend starken Rückgang der deutschen Industrieproduktion allerdings kein größeres Problem für die weitere konjunkturelle Entwicklung. Es sei absehbar gewesen, dass das atemberaubende Tempo der vorangegangenen drei Monate nicht zu halten sei, heißt es in einer Analyse.
Experte Christian Schulz von der Berenberg Bank rechnet auch für den deutschen Außenhandel wieder mit besseren Zeiten: Angesichts der zunehmenden Nachfrage aus den USA und dem allmählichen Ende der Rezession im Euroraum «könnten sich die Aussichten für Deutschlands Exporteure in der zweiten Jahreshälfte aufhellen».
Der BGA hofft indessen darauf, dass ein Freihandelsabkommen mit den USA dem schwächelnden Export neue Impulse verschaffen kann. Von Montag an verhandelten Vertreter der Europäischen Union und der USA über eine gemeinsame Freihandelszone.
Im laufenden Jahr jedoch dürfte nach Einschätzung von Ökonomen weniger der Außenhandel als vielmehr der robuste private Konsum das deutsche Wirtschaftswachstum stützen. Nach Zahlen des Bundesamtes lagen die Exporte von Januar bis Ende Mai 2013 mit 454,3 Milliarden Euro um 0,3 Prozent unter dem Vorjahreswert. Die Bundesbank erwartet in ihrer jüngsten Prognose von Anfang Juni, dass der Außenhandel das Wachstum in Deutschland erst 2014 wieder kräftig antreiben wird. (DPA)
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