
Seit Tagen andauernde Überschwemmungen in Indien und Nepal haben mehr als 170 Menschenleben gefordert. Rettungskräfte versuchten am Mittwoch rund 62 000 Touristen und Pilger zu erreichen, die noch immer im schwer betroffenen Norden Indiens festsaßen. Auch in der Hauptstadt Neu Delhi mussten sich hunderte Bewohner vor den Fluten in Sicherheit bringen. Der früher als üblich einsetzende Monsun-Regen hatte Überschwemmungen am Ganges und seinen Nebenflüssen ausgelöst. Seit Sonntag starben allein im indischen Bundesstaat Uttarakhand mehr als 102 Menschen, wie der lokale Katastrophenschutz meldete. Bei etwa der Hälfte der Opfer handelt es sich nach Angaben des Senders NDTV um hinduistische Pilger.
Sie seien auf dem Weg zu den zahlreichen Tempeln im Bundesstaat gewesen.
«Es wird befürchtet, dass die Opferzahl viel höher ausfallen könnte», sagte Premierminister Manmohan Singh. Die «großflächige Zerstörung» sei schockierend. Von einem «Himalaya-Tsunami» sprach der Regierungschef des Bundesstaates Uttarakhand, Vijay Bahuguna. Fernsehbilder zeigten eingestürzte Brücken sowie zerstörte Wohnhäuser und Hotels. Die Fluten haben zentrale Straßen beschädigt, in einigen Regionen fiel der Strom aus. Retter versuchten weiter, abgeschnittene Orte zu erreichen.
Auch die Bundesstaaten Uttar Pradesh und Himachal Pradesh im Norden Indiens sind betroffen. Dort starben den Angaben zufolge 52 Menschen. In den niedrig gelegenen Teilen Neu Delhis, die am Ufer des Flusses Yamuna liegen, mussten 1500 Menschen ihre Häuser verlassen.
Indische Rettungskräfte konnten bereits über 10 000 gestrandete Touristen und Pilger in Sicherheit bringen, sagte Innenminister Sushil Kumar Shinde. Etwa 5000 Soldaten seien in den am schwersten betroffenen Gebieten im Einsatz. Mit Helikoptern versuchten die Retter, Menschen aus den Wassermassen zu befreien oder Nahrungsmittel zu verteilen.
«Wir mussten in der vergangenen Nacht aus unserem Haus fliehen, um dem steigenden Wasser zu entkommen», sagte ein Flutopfer in der Stadt Srinagar dem Sender NDTV. Es habe keine Vorwarnungen gegeben. «Ich bin obdachlos und habe mein ganzes Hab und Gut verloren. Selbst die Kleidung, die ich trage, habe ich mir von Freunden geliehen.»
Im benachbarten Nepal stürzte ein Rettungshubschrauber am Mittwoch ab. Die Retter wollten nach einem Erdrutsch Verschüttete im Westen des Landes bergen. Einer von sechs Insassen kam beim Absturz ums Leben. Währenddessen korrigierte die Regierung die Zahl der Flutopfer von 21 auf 19. Es gebe aber nach wie vor widersprüchliche Berichte. 25 Menschen galten noch immer als vermisst, Hunderte seien obdachlos. (DPA)
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