Nach mehreren Sanierungspannen wird die geplante Wiedereröffnung des Stuttgarter Schauspielhauses im Oktober zum Vabanquespiel. Der laufende Stresstest für die neue Bühnentechnik bestärke zwar «die Hoffnung auf einen pünktlichen Start der neuen Spielzeit», teilten die Ministerien für Finanzen und Kunst am Donnerstag in Stuttgart mit. Aber womöglich müssten die ersten Premieren noch mit Einschränkungen im Bühnenbetrieb laufen. Mit der neuen Spielzeit 2013/14 startet die Intendanz von Armin Petras.
Experten hatten den Angaben zufolge in den vergangenen Wochen 107 Mängel an der nagelneuen Bühnenanlage festgestellt. Inzwischen sei rund die Hälfte davon behoben worden. Doch der Rest steht noch aus. Der zuständige Ministerialdirektor im Finanzministerium, Wolfgang Leidig, äußerte sich deshalb zurückhaltend: «Da wir nicht wissen können, welche Schwierigkeiten uns noch erwarten, bleibt uns nur, Schritt für Schritt konzentriert weiter zu arbeiten.»
Leidig wertete den Prüfbericht als «positiven Zwischenstand» - mehr aber auch nicht. Kunstministerin Theresia Bauer (Grüne) blieb ebenfalls defensiv: Die Erfahrung zeige, «dass erst am Ende des Prozesses wirklich Klarheit herrscht». In jedem Fall würden die Mängel «mit Hochdruck» abgearbeitet, versprach sie.
Die Sanierung des gut 50 Jahre alten Schauspielhauses im Schlossgarten hat sich in den vergangenen Jahren zu einem Drama entwickelt. Mehrfach verzögerte sich die Wiedereröffnung, die Schauspieler zogen auch schon mal ein und dann wieder aus, weil die Sanierungsmängel zu groß waren. Eigentlich sollte das Haus ein gutes Jahr geschlossen bleiben, im Sommer bricht das vierte Jahr an.
Zu den Mängeln, die in den nächsten Wochen behoben werden sollen, zählen etwa der Austausch verschiedener Motoren und Programmierungen an den Podien. Die Lösung anderer Probleme etwa bei der Software ist aufwendiger, ein «Konzept» liege aber vor, hieß es. Wie vielfältig die Schwierigkeiten sind, zeigt ein Blick in die Liste. Dort steht zum Beispiel etwas von der offenbar eingeschränkten «Bedienbarkeit der Steckstelle für die Notbedienung der Versenkklappen».
Die Auswirkungen auf die Baukosten sind noch nicht geklärt: Durch diverse Planungs- und Umsetzungsfehler sowie durch den Einbau neuer Stühle hatten sie sich bereits um 4,5 Millionen Euro erhöht. Ursprünglich waren für die Sanierung 24 Millionen Euro eingeplant. Zudem stehen weitere Arbeiten an: Das gut 100 Jahre alte Opernhaus und der Verbindungsbau beider Häuser soll saniert werden. Dafür waren mal 18 Millionen Euro beziehungsweise 10 Millionen Euro eingeplant worden. (DPA)
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